Das Huawei Nova soll dem chinesischen Hersteller die Tür zum deutschen und europäischen Markt weiter aufstoßen und die Marke Huawei auch im gehobenen Preissegment verankern. Das Android-Smartphone ist seit Kurzem in Deutschland erhältlich. Wir haben das Huawei Nova getestet und verlosen bald sogar ein Modell an unsere Leser. Das Gerät wurde uns von Huawei zur Verfügung gestellt.
Wie üblich sparte die Ankündigung von Huawei nicht an Superlativen und blumigen Worten. Das Huawei Nova und sein Bruder Nova Plus wurden auf der IFA in Berlin zunächst den Medien vorgestellt. Inzwischen ist das Smartphone auf dem Markt und adressiert die gehobene Mittelklasse, ein Ziel, das unserer Einschätzung nach durchaus in Ordnung geht.
Das Huawei Nova macht wenige Fehler und bietet ein robustes Smartphone-Erlebnis. Einziger Manko ist der Preis, der selbst von Produkten aus dem eigenen Haus unterboten wird.
Äußerlichkeiten und Verarbeitung
Äußerlich macht das Huawei Nova unbestritten eine gute Figur. Die Verarbeitung im Metallgehäuse ist tadellos und fühlt sich wertig an. Es gibt weder spürbare Schwächen, noch Knarzen oder Knacken. Das etwas höhere Gewicht wird völlig subjektiv wahrgenommen. Während einigen jedes Gramm zu viel ist, empfinden wir etwas mehr durchaus als angenehm.
Lediglich der Plastikeinsatz um die Kamera könnte auf Dauer eine gewisse Abnutzung erfahren. Das Huawei Nova liegt gut in der Hand und das fünf Zoll Panel nutzt den Platz gut aus, das Smartphone wirkt dadurch sehr kompakt. Während die Kamera beim Plus-Modell leicht aus dem Gehäuse hervorsteht, ist die Linse beim kleinen Bruder vollständig ins Gehäuse eingebettet. Der 3,5 Millimeter-Klinkenanschluss ist auf der Oberseite positioniert, der USB-C-Anschluss ist unten zu finden.
Auf der Rückseite liegt der Fingerabdrucksensor. Diese Anordnung wird inzwischen von zahlreichen Herstellern vorgezogen, der Nutzen ist für uns eher fraglich. Während es ein Entsperren nach dem Herausziehen des Smartphones aus der Hosentasche zügig erlaubt, ist diese Anordnung für viele andere Situationen eher unpraktisch.
Rechts findet sich die Lautstärke-Wippe und der Power-Button knapp darunter an einem eher ungewöhnlichen Platz, dort, wo sonst oft der SIM-Slot zu finden ist. Dieser ist beim Huawei Nova auf die linke Seite gewandert. Dessen Mechanik ist einwandfrei und unauffällig.
System und Nutzung
Huawei bringt auf dem Huawei Nova die vierte Version seiner Android-Oberfläche zum Einsatz. Sie funktioniert tadellos und erlaubt sich keine größeren Patzer. Das Interface läuft flüssig, merkbare Wartezeiten oder Ruckler gibt es nicht.
Die Huawei-Oberfläche ist relativ flexibel anpassbar in Fragen des Designs, sodann die Belegung der Android-typischen Sensorknöpfe am unteren Bildschirmrand verändert werden. Etwas unschön ist, dass Huawei dem Nova jede Menge Bloatware, also Apps, die von beschränktem Nutzen sind, mitgegeben hat. Von den 32 Gigabyte internem Speicher sind ab Werk nur rund 24 GB nutzbar und unter den vorinstallierten Apps findet sich nach unserem Dafürhalten kein Must-Have.
Etwas, das bei Android nicht ausbleibt, ist der Wildwuchs an zusätzlichen Accounts und Registrierungen bei Diensten des Herstellers. So schlägt der Setup-Assistent vor, doch Backups und Dokumente mit einer Huawei-ID zu verknüpfen. Es ist nachvollziehbar, dass die Hersteller nicht alles der Google-Cloud überlassen und selbst etwas vom Nutzerdatenkuchen abhaben wollen, doch das ist ein eher kontraproduktiver Ansatz.
Das Huawei Nova im Einsatz
Der grundsätzlich positive Eindruck, den wir vom Nova erhielten, setzt sich im Weiteren fort: im Alltagseinsatz zeigt das Smartphone keine Schwäche. Das Display besitzt eine durchaus zeitgemäße Auflösung und ist blickwinkelstabil. Allerdings scheint Huawei hier etwas zu sparsam zu sein. In unserem Test regelte der Helligkeitssensor die Helligkeit in dunkleren Umgebungen häufig bereits nach kurzer Zeit sehr stark herunter, manchmal bis auf Null.
Grundsätzlich ist das Display allerdings leuchtstark genug. Eine Sehkomfort-Funktionen filtert die Blautöne aus dem Displaylicht heraus, analog zu BlueShade von Kindle-Geräten oder Apples Night Shift. Das Feature kommt aber anders als am iPhone ohne Feinjustierungseinstellung oder verknüpfbarem Zeitplan.
Fotografie
Die Kamera macht gute Bilder. Huawei hat Android hier ordentlich nachgeholfen und die Kamera-App gepimpt. Während zusätzliche Funktionen nicht immer eine Bereicherung für die recht schlichte Stock-App sind, sind die hinzugefügten Extras von Huawei durchaus zweckmäßig. Die Kamera des Huawei Nova bietet Filter, um Menschen und sogar Lebensmittel zu verschönern.
Ein Weichzeichner glättet Falten und Foodporn-Fetischisten können mit dem Nova noch enthusiastischer ihr Essen fotografieren. Der entsprechende Filter macht die Farben kräftiger und alles sieht etwas appetitlicher aus. Interessant. Die Dokumentenerkennung hilft dabei Schriftstücke zu fotografieren. Die Funktion liefert leider keine OCR-Behandlung, stellt aber den Bildausschnitt automatisch auf den Textbereich eines Schreibens oder Ausdrucks ein.
Finger auflegen
Der Fingerabdrucksensor zeigt deutlich, dass diese Technologie inzwischen ausgereift ist. Das Anlernen neuer Prints dauert keine Minute und das Entsperren durch einfaches Auflegen, ohne vorher eine Power-Taste drücken zu müssen, erfolgt unter einer Sekunde und zuverlässig auch bei verrutschtem Auflegen. Schade für unser Empfinden, dass der Sensor auf der Rückseite liegt.
Telefonie
Das Huawei Nova nimmt zwei Nano-SIM-Karten auf. Eine zweite SIM kann allerdings nur alternativ zu einer microSD eingesetzt werden, womöglich ein Kompromiss der Mittelklasse, trotzdem wäre wünschenswert, dass der Nutzer mit DualSIM-Vorliebe hier keine Wahl treffen muss. Wer eine zweite SIM nutzen möchte, hat im Auslieferungszustand nur rund 24 von 32 GB intern verbautem Speicher zur Verfügung, knapp.
Die Telefonqualität ist gut, wenn auch nicht perfekt. Gespräche mit einer eingelegten LTE-SIM mit Telekom-Tarif erfolgten gut verständlich, die Stimme des Gesprächspartners erschien allerdings etwas dumpf, während der Gesprächspartner das umgekehrt nicht so empfindet. HD Voice wird nicht optimal umgesetzt. Die Hörerlautstärke ist auf maximaler Stufe mehr als ausreichend für eine stille Umgebung, mit Lärm im Hintergrund könnte es aber zu wenig sein.
Klang
Der Lautsprecher auf der unteren Geräteseite neben dem USB-C-Anschluss liefert einen überraschend guten und recht ausgewogenen Klang. Er ist auch bei höherer Lautstärke nicht verzerrt und die Höhen sind nicht so überzeichnet, wie es häufiger vorkommt.
Huawei hat dem Huawei Nova ein FM-Radio mitgegeben. Das kann für ein wenig Unterhaltung und Information auf dem Weg, die nicht das Datenvolumen belasten, durchaus praktisch sein. Hier patzt das Nova allerdings etwas: der Sendersuchlauf listet nach etwa 30 Sekunden aller empfangsbaren Sender auf. Die Anzeige von Sendernamen und Songinformationen über RDS, wie sie eigentlich von allen in aktuellen Smartphones integrierten Radios selbstverständlich und auch aus dem Autoradio schon lange bekannt ist, ist hier schlicht nicht vorhanden. Es ist unverständlich, wieso Huawei das vergessen hat.
Fazit
Mit dem Huawei Nova hat Huawei ein solides Smartphone gebaut. Verarbeitungs- und auch Performancetechnisch gibt sich das Nova keine Blöße. Wer keine extremen Anforderungen an ein Smartphone stellt, findet im Nova eine gute Surfmaschine und Taschenknipse.
Telefonieren kann man damit natürlich auch. Allerdings hat Huawei den Preis mit einer Einstiegsempfehlung von 379 Euro ziemlich hoch angesetzt. Für diesen Preis bekommt man ohne Probleme zahlreiche Smartphones und es dürfte schwierig für Huawei sein, sich in diesem Preissegment mit dem Nova spürbar von der Konkurrenz abzusetzen. Die ist nämlich sehr zahlreich und das Android-Geschäft ist ein schnelllebiger und wenig großzügiger Markt.
- Superhandlich mit brillantem 5"-Display
- Snapdragon Octa-Core-Prozessor
- Akku mit 3020 mAh und bis zu 2 Tagen Laufzeit
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Mit Material von Alexander Bergmann