Studie: Internet ist oft langsamer als vom Anbieter angegeben

Provider bewerben ihre Internetgeschwindigkeiten zu großzügig. Hierbei handelt es sich nicht nur um ein Gefühl, sondern mittlerweile um eine belegte Tatsache. In einer Studie der Bundesnetzagentur wurden hunderttausend Festnetzanschlüsse gemessen – mit dem Ergebnis, dass weniger Bandbreite ankommt, als im Vertrag versprochen. Während im Festnetz die Performance noch einigermaßen eingehalten werden kann, erreichen im Mobilfunk gerade einmal 30 Prozent aller Kunden die Hälfte der maximalen Bandbreite.

Die Bundesnetzagentur hat erstmals eine deutschlandweite Messung von Internetanschlüssen durchgeführt und heute den entsprechenden Bericht veröffentlicht. Das Resultat: je nach Bandbreiteklasse und Anbieter variiert die Bandbreite enorm. Doch in fast allen Fällen wird die Maximalleistung nicht erreicht. Gerade einmal die Hälfte aller Kunden erreichen 60 Prozent der maximalen Bandbreite. Bei manchen Providern konnte sogar der gigantische Wert von 90 Prozent des Grenzwertes erreicht werden. Trotzdem ist der Ergebnis ernüchternd.

„Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erreichen Kunden oft nicht die maximale Geschwindigkeit, die ihnen in Aussicht gestellt wurde“ – Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur (Quelle: Heise)

 

Während die Geschwindigkeit bei Kabelprovidern je nach Tageszeit enorm variieren kann, erreicht ADSL aufgrund der langen Kupferleitungen extrem schlechte Werte. Nur vier bis 25 Prozent aller durchgeführten Messungen über ADSL konnten hier einen maximalen Ausschlag erleben. Der schlechteste Wert kam indes bei ADSL-Leitungen mit Geschwindigkeiten zwischen acht und 18 Mbit/s zustande.

Dennoch erfreuen sich die Festnetzprovider über eine hohe Kundenzufriedenheit. Bevor die Bundesnetzagentur Ende September 2015 mit ihren Messungen startete, waren 65 Prozent aller Kunden mit ihrer Bandbreite durchaus zufrieden. Obwohl die Leistung im Mobilfunksektor noch viel schlechter ist, seien auch hier die Kunden überwiegend positiv eingestellt. Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass Mobilfunkkunden in diesem Fall allerdings nicht die tatsächlichen Werte, sondern lediglich die maximalen Raten für die Bewertung berücksichtigt haben.

 

 

Mobilfunk-Performance unter der Hälfte

Auch der Mobilfunk musste sich gegenüber der Bundesnetzagentur unter Beweis stellen. Leider fällt das Ergebnis hier deutlich schlechter aus, als im Festnetz. Nur 30 Prozent aller Kunden können gerade einmal die Hälfte der angepriesenen Maximalleistung im Providernetz erreichen, heißt es in dem Bericht. Kommen stationäre Router zum Einsatz, erreichen 70 Prozent die Hälfte der maximalen Bandbreite. 300 Mbit/s seien indes nur selten verbreitet und könnten nur im Glücksfall erreicht werden.

Die Bundesnetzagentur hat die Messung nicht selbst durchgeführt, sondern profitierte durch die Mithilfe von zahlreichen Internetnutzern. Über die Website Breitbandmessung können Kunden ihre Internetgeschwindigkeit messen. Diese wurden im Zeitraum vom 25. September 2015 bis zum 25. September 2016 anonym gespeichert und für die Studie verwendet. Während 109.159 Messungen im Festnetz stattgefunden haben, wurden 53.651 Messungen über das Mobilfunk-Netz mit entsprechenden Apps durchgeführt und berücksichtigt.

 

Bußgeld für Provider geplant

Währenddessen berichtet Golem, dass die Grünen Bußgelder und Schadensersatzzahlungen von Providern fordern, wenn diese ihre versprochene Bandbreite nicht einhalten würden. Wenn es nach den Grünen geht, müssen die Anbieter mindestens ein Viertel ihrer eigenen Angaben einhalten. Ist das nicht der Fall, bekommt der Kunde unter anderem Schadenersatz. Mit einem entsprechenden Gesetz sollen Mindestbandbreiten festgelegt werden, so die Forderung von Tabea Rößner, Grünen-Sprecherin für Digitale Infrastruktur:

„Wenn nicht mal ein Viertel der Nutzer die vertraglich versprochene maximale Bandbreite erhält, dann grenzt das an einen systematischen Kundenbetrug. Die Politik muss die Unternehmen endlich in die Pflicht nehmen, denn es kann nicht sein, dass hohe Bandbreiten versprochen werden, aber nie ankommen.“ (Quelle: Golem)

Moritz Krauß: Founder & Editor in Chief
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