Das neuste Produkt aus dem Apple Katalog ist umstritten. So viel positives aber auch negatives Feedback über ein Produkt aus dem Haus des kalifornischen Giganten hat es selten gegeben. Klar, die Rede ist von der neuen Apple Watch. Während die Einen die Akkulaufzeit kritisieren, wird diese von den anderen gelobt. Das Gadget steht zwischen zwei Stühlen. Gerade deshalb stellt sich die Frage vermehrt, ob sich ein Kauf lohnt. Wir haben die Uhr einem Alltagstest unterzogen und berichten ausführlich über unsere Erfahrungen. Unser Testgerät ist die Apple Watch Sport in Space Gray mit 38mm.
Die Verpackung
Die Verpackung sieht schick aus, so wie man es von Apple eben kennt. Der Karton der Apple Watch Sport ist länglich und in schlichtem weiß gehalten. Selbstverständlich darf der Schriftzug „ Watch“ nicht fehlen. Im Inneren befindet sich eine Hartplastikbox -ebenfalls länglich-, in welcher das Wearable selbst enthalten ist. Des weiteren sind eine Schnellanleitung sowie das Ladekabel mit Steckdosenadapter enthalten. Bei der Sport-Edition erhält der Nutzer eine zweite Größe des Armbandes. Schon beim Auspacken zeigt sich die erste Enttäuschung: erstmals legt Apple nicht die berüchtigten Aufkleber bei. Zwar sind diese nicht zwingend notwenig, aber eigentlich ist es fast schon Tradition. Schade.
Leichte Einrichtung
Bei dem ersten Start muss die Apple Watch natürlich erst konfiguriert und eingerichtet werden. Auch ohne Erfahrung geht dies leicht und schnell von Statten. Gleich nach dem Einschalten wählt man die Sprache aus und kommt zum Kopplungsprozess mit dem iPhone. Das iPhone ist hierbei zwingend erforderlich, ohne das Gerät geht es keinen Schritt weiter. Für den Einrichtungsprozess benötigt das iPhone eine bestehende W-LAN Verbindung. Ein klarer Grund hierfür ist nicht ersichtlich, vielmehr ist dies ein kleiner aber dennoch negativer Aspekt bei der Konfiguration. Für das Koppeln hat sich der Entwickler etwas Neues ausgedacht: eine Koppelanimation. Viel schicker, als ein schnöder Barcode oder die manuelle Eingabe des Koppelcodes. Anschließend können einige Einstellungen gemacht werden. Hierzu gehören zum Einen die Codesperre der Apple Watch zum Anderen die Ausrichtung sowie das Handgelenk. Damit die Uhr auch bequem an dem rechten Handgelenk getragen werden kann, kann die Uhr gedreht werden. Anders als gewohnt, befindet sich die Digital Crown jetzt auf der linken Seite. Zu dem Grund kommen wir später. Anschließend startet die automatische Einrichtung der Uhr. Diese läuft von allein ab und dauert eine Weile. Zeit für eine Verschnaufpause. Ist der Prozess beendet, ist die Uhr einsatzbereit und kann genutzt werden. Während einige Einstellungen nun direkt über die Apple Watch getätigt werden können, müssen andere Optionen in der Companion-App auf dem iPhone getätigt werden.
Design und Tragekomfort
Die Apple Watch ist gut verarbeitet und sieht schick aus. Das Display ist schön hell und bei stärkerer Sonneneinstrahlung nutzbar. Vorausgesetzt, es ist nicht zu hell. Die Uhr besitzt keine scharfen Kanten und ist angenehm zu Tragen. Das Silikonarmband fühlt sich am Handgelenk angenehm an. Lediglich der Verschluss ist Übungssache. Während das Anlegen bei den ersten paar Mal als schwierig erscheint, geht das Anlegen nach ein paar Tagen wie von allein. Man hat schnell vergessen, dass man eine Smartwatch trägt. Neben den Funktionen ist der Tragekomfort extrem wichtig, welcher hier geboten wird. Ein weiterer Pluspunkt ist das leichte Wechseln der Armbänder. Ein Knopfdruck reicht aus und schon kann das alte Armband auf dem Gehäuse geschoben werden. Aufgrund dieser Tatsache wird es sicherlich nicht mehr all zu lange dauern, bis es erste Armbänder von Drittanbietern geben wird. Apple hat sogar bereits Richtlinien für Armbänder der Apple Watch veröffentlicht. Vom Tragekomfort und Design punktet das Gerät bei uns ebenfalls. Dass jedoch nicht alles das Gelbe vom Ei ist, zeigt der folgende Abschnitt.
Es hapert – die Watch Interfaces
Mit der Apple Watch und Watch OS 1, das Betriebssystem der neuen Smartwatch, kommen aktuell acht Uhrenlayouts daher. Diese werden Watch Interfaces genannt. Das Bekannteste ist sicherlich das Mickey Mouse Inferface, welches uns persönlich überhaupt nicht gefällt. Dies ist natürlich Geschmacksache. Außerdem gibt es sogenannte Komplikationen. Diese können auf dem jeweiligen Watch Interface angezeigt werden. Hierbei handelt es sich beispielsweise um die Anzeige des nächsten Ereignisses, der Mondphase oder dem Akkustand der Apple Watch. Apple wirbt mit dem individuellen Anpassen der Watch Interfaces. Ganz so viel Freiraum hat der Nutzer dann doch nicht. Denn Apple gibt bei jedem Watch Interface vor, was angepasst werden darf und was nicht. So gibt es sogar ein Layout, welches sich überhaupt nicht ändern lässt. Außerdem ist es Entwicklern derzeit nicht möglich, weitere und neue Layouts zu entwickeln. Nicht einmal der Nutzer selbst kann neue Watch Interfaces kreieren. Dies ist sehr schade und fehlt einem doch. Zumal alle Layouts zwar in Ordnung aber nicht umwerfend sind. Ein richtiges „WOW-Erlebnis“ erfährt der Benutzer zumindest in Sachen Watch Interfaces nicht.
Die Funktionen überzeugen nicht immer
Die Apple Watch soll mit vielen Funktionen überzeugen. Allerdings ist für die meisten Funktionen eine Verbindung zum iPhone von Nöten. Lediglich die Aktivitäten messen und die Anzeige der Uhrzeit kann das Gadget ohne bestehende Verbindung. Einer unserer Lieblingsfunktionen ist die Nachrichten-App auf der Smartwatch. Diese zeigt iMessages und SMS von dem iPhone an und kann diese sogar beantworten. Neben Standardantworten, welche über das iPhone festgelegt werden können, können auch Nachrichten diktiert oder Sprachnachrichten verschickt werden. Das Diktieren funktioniert meistens einwandfrei und ohne größere Probleme. Sogar längere Nachrichten sind möglich. Außerdem lassen sich die neuen Smileys von Apple versenden. Während diese auf der Apple Watch selber nicht schlecht und schick aussehen, werden diese auf dem Smartphone oder Tablet nicht so schön dargestellt. Sie wirken dort nämlich unscharf und besitzen ebenfalls den schwarzen Hintergrund.
Bei neuen Nachrichten wird man mit mittels des Taptic Engies benachrichtigt. Hierbei handelt es sich um ein extra entwickelten Motor, welche eine Art Tippen auf dem Handgelenk darstellen soll. Wie genau sich dies anfühlt ist nicht zu beschreiben, jedoch ist es auf jeden Fall angenehmer, als ein reines Vibrieren am Handgelenk. Welche Apps einen auf dem Wearable benachrichtigen dürfen, wird auf dem iPhone – welches zum Beispiel bei Einzelhändler über Locafox gesucht werden kann – festgelegt. Die Apps müssen nicht zwangsweise für die Uhr kompatibel sein, damit die Benachrichtigungen auf dem Wearable ankommen. Die Benachrichtigungen werden dann nämlich vom iPhone gespiegelt und entsprechend auf der Apple Watch angezeigt. Ist keine App auf dem Wearable vorhanden, wird lediglich die Notification angezeigt. Eine Aktion mit dieser ist jedoch nicht möglich. Erhält man im Gegensatz dazu eine E-Mail, kann diese sofort gelöscht, markiert oder gelesen werden.
Eine neue Technologie von Apple ist Force Touch. Force Touch erkennt, wie stark der Nutzer auf das Display der Apple Watch drückt. Während ein normales Tippen die Apple Watch bedient, sind bei einem stärkeren Druck verschiedene Optionen möglich. Oftmals werden mittels Force Touch in den Apps verschiedene Optionen gewählt. In der Kalenderapplikation von Apple kann beispielsweise zwischen Tages- und Listenansicht gewechselt werden. An sich ist Force Touch eine gute Funktion. Jedoch gibt es auch hier einen entscheidenden Nachteil. Man weiß nämlich nicht immer, ob Force Touch eine weitere Funktion hervorbringt oder nicht. Während eine bestimmte Applikation Extrafeatures bei der Benutzung von Force Touch aufweist, ist Force Touch in andern Apps nicht vorhanden. Probiert man allerdings nicht aus, ob Force Touch vorhanden ist, entgehen dem Nutzer bei manchen Apps sogar interessante Funktionen oder Möglichkeiten.
Selbstverständlich darf auf der Apple Watch Siri nicht fehlen. Siri ist in vollem Umfang wie auf den anderen iDevices vorhanden und hilft dem Nutzer in vielen Situationen weiter. Dass Siri auf der Apple Watch kein Sprachfeedback hat, ist meines Erachtens kein negativer Punkt. Sprachfeedback auf der Smartwatch würde mich in meinen Augen eher stören. Siri ist entweder durch langen Tastendruck auf der Digital Crown erreichbar oder schlicht durch das Sagen von „Hey Siri„. Hierfür muss allerdings der Bildschirm an sein und sich nicht im Ruhemodus befinden. Mittlerweile funktioniert dies auch gut, vor dem ersten Update von dem Betriebssystem wollte Siri dadurch manchmal einfach nicht aufwachen. Siri versteht den Nutzer meist ohne Probleme und hat – je nach Geschwindigkeit der Internetverbindung- schnell eine Antwort parat. Vorausgesetzt, die Apple Watch ist mittels Bluetooth mit dem iPhone verbunden.
Eine weitere Funktion, welche bei vielen nicht fehlen darf, ist der Fitnesstracker. Die Uhr zeichnet die täglichen Aktivitäten, wie den Puls, Schritte und zurückgelegte Kilometer auf uns synchronisiert diese mit der Health-App. Jedoch ausschließlich mit der Health-App, da Drittanbieter derzeit nicht auf den Pulsmesser zurückgreifen können. Bei uns stimmten die Werte ziemlich genau überein. Die Erinnerung, man solle nach langem Sitzen mal wieder aufstehen, motiviert anfangs, wird jedoch nach gewisser Zeit auch nervig. Gut also, dass diese deaktiviert werden kann. In der Workout App werden dem Nutzer des weiteren verschiedene Trainingseinheiten geboten. Am Ende eines Trainings bekommt der Nutzer eine genaue Zusammenfassung und kann auf Wunsch das Training speichern und auf dem iPhone abrufen.
Die Apple Watch kann mit Zusammenarbeit des iPhones auch navigieren. Startet man auf dem iPhone oder auf der Apple Watch mithilfe von Siri die Navigation, zeigt die Uhr auf der Karte den Weg an. Alternativ können auch die Pfeile angezeigt werden. Mittels des Taptic Engines wird dem Nutzer mitgeteilt, welchen Weg er gehen muss. Zweimal vibrieren bedeutet beispielsweise, dass man an der nächsten Kreuzung rechts abbiegen muss. Außerdem kann mittels der Apple Watch auch telefoniert werden. Die Klangverhältnisse auf dem Wearable sind gut und auch der Gesprächspartner hat uns in unseren Tests gut verstanden. Klar, dass dies nicht für längere Telefonate nicht geeignet ist. Deshalb kann das Gespräch via Handoff von der Apple Watch auf das iPhone übertragen werden. Ein weiteres interessantes Feature ist die Kamera-Fernsteuerung. Startet man diese auf der Apple Watch, wird automatisch die Kamera auf dem iPhone aktiviert. Auf der Smartwatch sieht man nun sogar live das Bild, welches auf dem iPhone angezeigt wird. Mittels Tastendruck auf der Uhr kann nun sofort ausgelöst werden oder der Selbstauslöser gestartet werden. Selbstverständlich bietet die Apple Watch noch weitere interessante Funktionen an. Wir haben jedoch nur die Interessantesten herausgesucht.
Das Betriebssystem – ein Handbuch ist nicht fehl am Platz
Erstmals bietet Apple bei der Einrichtung der Apple Watch Hilfe per E-Mail an. Außerdem werden auf der Website des Herstellers Videotutorials geboten. Für Neueinsteiger, welche sich nicht so stark mit der Apple Wach beschäftigt haben, sind diese sicherlich hilfreich. Das hat selbst der Hersteller erkannt, denn das Betriebssystem namens Watch OS ist nicht so durchsichtig und leicht zu bedienen, wie man es von iOS kennt. Viele Funktionen und Features entdeckt man erst nach längerer Benutzung. Sucht man anfangs nach etwas bestimmten, benötigt dies ebenfalls Zeit. Außerdem müssen sich die Käufer erst an die App-Icons gewöhnen, da diese ohne Beschriftung sind und teilweise von den Icons auf dem iPhone abweichen. Das Öffnen von Apps dauert teilweise ebenfalls lange. Während Apps von Apple schnell laden, benötigen Apps von Drittanbietern eine enorm lange Zeit, bevor diese geöffnet sind. Müssen sich manche Apps, wie beispielsweise Twitter oder das Wetter, erst aktualisieren, muss man erneut einige Zeit waren. Allerdings weis ich nicht, ob das an Apple liegt oder an den Herstellern der Apps. Einige Apps sind zudem verbesserungswürdig und sind noch nicht ausgereift. Mit der Zeit wird sich dies jedoch ändern. Manche Entwickler haben nämlich bereits Apps für das Gadget veröffentlicht, ohne das Gerät jemals in der Hand gehabt zu haben. Ansonsten ist das Design von Watch OS schlicht und gut gehalten. An sich hat Apple bei der Entwicklung von Watch OS alles gut durchdacht. Die kommenden Updates werden die Funktionalitäten der Uhr sicherlich nochmals um einiges heben. In Sachen Betriebssystem und Apps für die Apple Watch hat man aktuell noch einige Anlaufschwierigkeiten, was an sich nicht verwunderlich ist.
Die Digitale Krone – ein Grund für den Kauf
Ein gutes Extra der Apple Watch ist die Digitale Krone oder Digital Crown. Diese ermöglicht das Scrollen durch Nachrichten, in Apps oder das Zoomen in Karten oder auf dem App-Screen. Die Digital Crown fühlt sich gut an und gibt leichtes Feedback. Unseres Erachtens ist dies gut abgestimmt. Durch die Digital Crown verdeckt der Nutzer den eigentlichen Teil auf dem Bildschirm nicht und kann dadurch gut navigieren, scrollen etc. Gewöhnlicher Weise befindet sich die Digital Crown der Apple Watch auf der rechten Seite. Trägt man das Wearable allerdings am rechten Handgelenk, würde man das Display verdecken. Ein klarer Nachteil für Leute, welche die Uhr lieber rechts tragen möchten. Könnte man zumindest meinen, denn dem ist nicht so. In den Einstellungen oder bereits während der Konfiguration kann eingestellt werden, auf welcher Seite sich die Digital Crown befinden soll. Soll sich die Digital Crown auf der linken Seite der Apple Watch befinden, dreht sich die Anzeige auf dem Display und es müssen noch die zwei Hälften des Armbands getauscht werden. Fertig ist die Apple Watch für Linkshänder oder all diejenigen, welche ihre Uhr am rechten Handgelenk tragen. Die Digital Crown wäre zwar nicht unbedingt von Nöten, macht jedoch einen wichtigen Faktor der Apple Watch aus. Einmal vorhanden möchte man diese nicht missen. Viele andere Smartwatches setzen nicht auf eine solche Funktion, weshalb die Digital Crown in unseren Augen ein klarer Kaufgrund der Apple Watch darstellt.
Die Akkulaufzeit der Apple Watch und des iPhones
Stark kritisiert wurde die Akkulaufzeit der Apple Watch bereits im Voraus. Gerade einmal 18 Stunden Benutzung gibt Apple als Betriebszeit der Apple Watch mit einer vollen Akkuladung an. Wir schießen nicht gegen den Akku, sondern müssen diesen loben. Wir sind von Morgens gegen 7 Uhr bis Abends gegen 22 Uhr durchgängig ohne Probleme mit einer Akkuladung durchgekommen. Kamen an einem Tag mal weniger Nachrichten ein, hält der Akku auch gut zwei Tage durch. Dann muss das Wearable jedoch über Nacht ausgeschaltet werden. Wird der Akkustand dann doch einmal kritisch, aktiviert sich automatisch die Gangreserve. Dies war bei uns jedoch noch nicht der Fall, obwohl wir das Gerät bereits rund drei Wochen durchweg testen. Ist diese aktiviert, kann die Apple Watch nur noch die Uhrzeit anzeigen. Alles andere geht nicht mehr. Die Anzeige der Uhrzeit ist sechs Sekunden aktiviert, danach geht diese wieder aus. Um diese erneut zu aktivieren, muss auf eine Taste gedrückt werden. Die Erkennung, ob der Arm gehoben wird, ist in der Gangreserve inaktiv. Um die Gangreserve wieder zu verlassen, ist ein Neustart der Apple Watch zwingend nötig. Im Großen und Ganzen sind wir im Gegensatz zu anderen mit dem Akku überzeugt.
Fazit
Im Großen und Ganzen sind wir mit der Apple Watch in der ersten Generation überzeugt. Das Wearable bietet viele gute Funktionen, weist jedoch auch nicht gerade wenig negative Aspekte auf. Die Smartwatch steckt in den Kinderschuhen und muss mit Kinderkrankheiten kämpfen. Mit dem iPhone und iPad war es bei der Einführung nicht anders. Alles fängt einmal klein an. Bedenkt man dies, hat Apple in unseren Augen gute Arbeit geleistet. Mit den kommenden Updates des Betriebssystems wird die Uhr sicherlich nochmals um einiges verbessert. Während viele den Akku kritisieren, müssen wir den Akku loben. Wer nicht unbedingt ein unausgereiftes Apple Gerät kaufen möchte, sollte auf die kommende Generation der Smartwatch warten. Alle anderen können getrost zugreifen. All diejenigen, welche sich das Gerät bestellt haben und noch darauf warten, können sich darauf freuen. Denn: die Apple Watch kann man haben, muss es aber nicht.
Quelle Titelbild: Shutterstock