iPhone X im Megatest: Der Kampf um die teure Spitzenklasse
Das iPhone X. Dieser Name ist zurzeit fast überall zu hören. Neben der neuen Nummer gibt es auch erstmal seit dem iPhone 6 ein wirklich neues Design mit vielen Veränderungen. Doch für die Allermeisten ist wohl Face ID der wirkliche Schritt in die Zukunft. Wir hatten das iPhone X nun für eine Woche im Test und geben einen groben Überblick über unsere Erfahrungen.
Auspacken
Appletypisch minimalistisch kommt auch das iPhone X daher. Im Lieferumfang wie gewohnt Lightning-Kabel, Klinkenadapter, Kopfhörer sowie das normale iPhone USB Ladegerät. Wie viele andere hätten auch wir uns gewünscht, ein Quickchargefähiges Netzteil zu erhalten, gerade bei diesem Preis. Doch Apple verkauft dieses lieber separat und verdient noch ein paar Euro mehr. Tipp am Rande, das Tool zur Öffnung des SIM Tray kann leicht in den beigelegten Anleitungen und Aufklebern übersehen werden.
Einrichten mit iOS Quickstart
Wir wollten das neue Telefon natürlich bequem aus dem Backup unseres nun “alten” iPhone 7 Plus ( zum Test ) einrichten. Leider war mittlerweile die iOS Version des alten Devices neuer als die des iPhone X. Dies hatte bei früheren Geräten oft zu Problemen oder zumindest Verwirrung geführt. Doch dank der relativ unbekannten Quickstart Funktion von iOS 11 kam alles etwas anders. Denn das iPhone X erkannte von selbst, dass wir ein altes Smartphone in der Nähe haben und schlug direkt vor, den Rest für uns in die Hand zu nehmen. Dabei muss ein Apple Watch ähnliches Pairing zwischen den beiden Geräten durchgeführt werden, was aber auf Anhieb klappte.
Schließlich bemerkte das iPhone selbst, dass ihm die neueste iOS Version fehlt um mit dem Backup kompatibel zu sein und lud es noch im Einrichtungsprozess herunter. Früher musste in diesem Fall das neue iPhone erst komplett ohne Backup eingerichtet, iOS aktualisiert und dann wieder zurückgesetzt werden. Ein wirklich gelungenes Feature, finden wir.
Design
Erstmals nach einer langen Reihe von iPhones im 6er Design macht Apple alles neu. Die Glasrückseite kehrt zurück und ermöglicht so das kabellose Laden. Derzeit gibt es das iPhone X in den beiden Farben Space Grey und weiß, wobei sich in dieser Generation lediglich die Rückseite und der Rahmen in der Farbe unterscheiden. Der winzige noch verbleibende Rahmen und die Notch sind immer schwarz. Das 10er macht einen abgerundeten und ausgeklügelten Eindruck. Durch das randlose Display ist die eigentliche Größe des Geräts leicht vergessen. Auch die von vielen im Vorfeld kritisierte “Notch” (der obere mittlere Bereich in dem die Face ID Hardware ihren Platz hat) hat uns nicht gestört – wir haben sie mit der Zeit sogar lieb gewonnen, sie gibt dem Neuen etwas Eigenes.
Die Rückseite mit der um 90 Grad gedrehten DualKamera wirkt zuerst eigentümlich, aber letztlich ist es uns fast egal, in welcher Ausrichtung sie sich befindet. Einziges Manko: Zu oft passiert es, dass bei der normalen Benutzung einer der Finger automatisch auf dem unteren Teil der DualKamera landet, das führt unweigerlich zu unschönen Schmierern auf der Linse.
Face ID
Neben dem neuen Design ist Face ID die größte Neuerung des 10er iPhone. Bereits im Vorfeld gab es viele Berichte und Kommentare über die vermutlich schlechte oder aber grandiose Funktion der neuen Sicherheitstechnologie. Zusätzlich dazu noch dutzende YouTube Videos, durch welche falschen Bärte, Brillen, Hüte Face ID doch ausgetrickst werden kann. Doch nach einer Woche mit der neuen Funktion sind wir überzeugt und es zeigt sich eindeutig, wenn die Gesichtserkennung nicht mit Gewalt getäuscht wird, erkennt sie den Nutzer jedes Mal. Leider ist der Autor des Artikels kein Zwilling und konnte so keinen Test in dieser Hinsicht machen. Mit nahen Familienmitgliedern oder Geschwistern lässt sich aber auch bei uns Face ID nicht täuschen.
Der Einrichtungsprozess geht im Vergleich zu Touch ID wesentlich schneller vonstatten. Das Gesicht des Nutzers muss in mitten eines Kreises ausgerichtet, zweimal in einer kreisähnlichen Bewegung gedreht werden und fertig. Schon ist Face ID bereit. Normale Kleidungsstücke wie Brillen, Sonnenbrillen, Schals, Mützen, Kapuzen, Kopftücher sind absolut kein Problem. Sollte es doch mal nicht klappen, kann Face ID auch weiter trainiert werden, dazu einfach bei der Nichterkennung direkt den eigenen Code eingeben und schon wird ein zusätzlicher Scan des Gesichts durchgeführt
Wer hofft, mit FaceID einen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber TouchID zu erhalten, wird zunächst enttäuscht sein. Beide Systeme arbeiten etwa gleich schnell. Es ist aber die Art, wie Face ID sich in unser tägliches Leben integriert, die zeigt, warum es besser ist. Die Gesichtserkennung erlaubt es uns fast völlig zu vergessen, dass wir ein iPhone mit Code verwenden, dass wir 1Password mit einem ellenlangen Masterpasswort verschlüsselt haben oder das auch die Banking App jedes mal überprüfen möchte, dass wir auch wirklich der Richtige sind.
Face ID arbeitet nach einer Weile wirklich komplett unbewusst und bietet so ein viel flüssigeres iPhone Erlebnis bei gleichbleibender Sicherheit. Es klingt nach einer Kleinigkeit, doch die Tatsache, nicht mehr den Finger auf den Home Button legen zu müssen, macht für uns einen deutlichen Unterschied.
In Kombination mit der Funktion “Beim Anheben aktivieren” kann das iPhone so mit nur einem Wischer nach oben komplett aktiviert und entsperrt werden. Ein schönes Feature für Nutzer mit einem Sinn für Privatsphäre, ab Werk werden alle Notifications auf dem Sperrbildschirm ohne Inhalt und nur mit Titel angezeigt bis der Nutzer das iPhone via Face ID entsperrt. So kann man sichergehen, dass kein Anderer mitliest, falls das Smartphone mal kurz alleine gelassen wird.
Display
Das weitere Highlight des iPhone X: Ein 5,8 Zoll Display von Samsung mit einer Auflösung von 2.436×1.125 was einer Pixeldichte von 458ppi entspricht.
Wie so oft ist Apple bei weitem nicht der Erste, der OLED Displays in seinen Smartphones verbaut. Nun ist es endlich soweit und auch iPhone Fans kommen in den Genuss aller Vor- und Nachteile der OLED Technologie. Im Test und im Vergleich mit dem iPhone 7 Plus wirkt das Display nochmal schärfer und markanter.
Beim Vergleich der beiden bei einem komplett schwarzen Hintergrund wird sofort ein großer Vorteil des neuen Display ersichtlich. Die schwarzen Pixel können komplett abgeschaltet werden und ergeben so ein wirkliches Schwarz, das spart auch Energie. Doch leider hat auch OLED seine Schattenseiten. Das von älteren LCD-Monitoren bekannte Problem, das Einbrennen, ist hier wieder akut, daher warnt auch Apple selbst in einem nach Release veröffentlichten Supportdokument vor der dauerhaften Nutzung mit hoher Displayhelligkeit sowie statischen Bildern.
Ob BurnIn für den Normalnutzer wirklich ein Problem werden wird, dürfte sich aber erst in den nächsten Monaten herausstellen. Allerdings kam uns selbst im Test auch die Frage ob es noch gefahrlos möglich ist, das iPhone X für längere Strecken als Navi-Ersatz zu verwenden.
Komplett neu ist auch die Unterstützung von HDR Videos, dadurch machen gerade aktuelle Action Titel einen noch besseren Eindruck.
Im Test zeigte sich auch, dass Apple weiterhin eine sehr naturgetreue Farbdarstellung bevorzugt und nicht auf die schrecklich knalligen Farben von diversen Android Handys umgestellt hat. So wirken Fotos sehr brillant und echt.
Nachteilig ist das neue Bildschirmverhältnis eigentlich nur bei Dokumenten oder Anwendungen die nicht angepasst sind, in dem Falle wäre die nutzbare Arbeitsfläche des iPhone 8 Plus ( zum Test ) um einiges größer.
Interessanterweise wurde auch die Touch-Abtastrate auf 120Hz angehoben, so können echte TouchTasten Akrobaten genau so schnell tippen wie sie möchten ohne eine wirkliche Verzögerung zu spüren. Die Funktion 3D Touch ist weiterhin mit dabei, hat sich aber nach unseren Testerfahrungen nicht wirklich verändert.
Die aber wohl größte Differenz dürften Umsteiger dank TrueTone sehen. Im Test legten wir das iPhone X direkt neben ein iPhone 7 Plus und sofort wurde der starke Blaustich des alten Displays sichtbar. Dank TrueTone sieht das Display immer angenehm aus, egal bei welcher Raumbeleuchtung. Uns hatte die Technologie schon beim iPad begeistert, umso schöner sie nun auch im iPhone zu finden.
HomeBalken
Lange Zeit war er das iPhone-Symbol überhaupt, der Home Button. Nun ist er weg und wir trauern ihm nicht hinterher. Die Entfernung des Buttons war der einzig logische Schluss in Zeiten von randlosen Displays. Unser größtes Problem im Test: Hatten wir dann doch mal wieder ein älteres Gerät in der Hand, versuchten wir automatisch die neuen Gesten. Ein Wisch nach oben reicht, um vom Sperrbildschirm oder aus Apps zurück zum Homescreen zu kommen.
Durch eine einfache Wischbewegung nach rechts oder links kann zwischen den aktuell im Multitasking geöffneten Apps extrem schnell gewechselt werden, meistens ohne jegliche Verzögerung. Um in die App-Übersicht zu gelangen, reicht eine Wischgeste, die einem umgedrehten L ähnelt, also leicht nach oben dann etwas rechts. Alle Gesten gehen nach einer Weile ins Blut über und werden benutzt ohne einen Gedanken daran zu verschwenden.
Mit einer Geste können wir uns allerdings noch immer nicht anfreunden: Das Kontrollzentrum. Um dieses zu öffnen, muss nun von der oberen rechten Ecke nach unten gewischt werden. Das ist weder flüssig noch angenehm, erfordert es doch fast jedes Mal ein Umgreifen. Glücklicherweise geht es wohl einigen Nutzern so und es gibt auch schon zahlreiche Vorschläge aus der Community, wie Apple hier nachbessern könnte. Falls sie daran überhaupt Interesse haben.
Kamera
Schon lange sind die Kameras des iPhone immer wieder ein Highlight für sich. Endlich kommen aber auch Fans des “kleinen” in den Genuss einer DualKamera, diese war bislang lediglich den Plus Modellen vorbehalten. Dieses war jedoch vielen einfach zu groß. Auch uns kam das Plus nach einer Woche mit dem X schrecklich groß und wie ein Backstein vor.
Nun bieten beide Kameras eine optische Bildstabilisierung, zuvor war nur die normale, nicht jedoch die Telekamera in dieser Art stabilisiert. Während Fotos nahezu gleich wirken, macht die Stabilisierung gerade bei Videos einen sehr guten Eindruck.
Selbst bei Freihandvideos wurden Wackler sehr gut reduziert. Die brandneue Porträtfunktion, bei der dank beider Kameras neue Effekte möglich sind, ist unserer Ansicht nach zurecht noch “Beta”. In den allermeisten Fällen funktionieren die Filter wie gewollt, doch es kommt auch ab und zu mal vor, dass gerade bei dem besonders schicken Studiolicht neben dem Hintergrund auch Stellen des Haares oder ähnliches entfernt werden. Nicht besonders schlimm, aber nervig.
Hardware
Alle drei in 2017 vorgestellten iPhones besitzen denselben Prozessor, den A11 Bionic. Daher ist deren Leistung auch beinahe identisch. Ohne auf Benchmarks einzugehen, können wir schon jetzt sagen, dass wirklich alle Anwendungen extrem flüssig und wie erwartet laufen. Gerade beim schnellen Hin- und Her-Wischen zwischen verschiedenen Apps macht es Spaß, zu sehen, wie diese sofort einsatzbereit sind und keinerlei Wartezeit entsteht. Empfangstechnisch zeigte sich das iPhone X in etwa gleichauf mit dem des iPhone 7 Plus, dies war aber nur ein kurzer Vergleich.
Batterie
Schon während der Präsentation versprach Apple zwei Stunden mehr Akkulaufzeit gegenüber dem iPhone 7. Im Alltagstest konnten wir das nur teilweise bestätigen. Am ehesten ähnelt die Akkulaufzeit unserem iPhone 7 Plus. Nach einem normalen Tag, beginnend um 7:00 Uhr vom Netz, mit dauerhafter Verbindung zur Apple Watch, circa 1 Stunde mit AirPods und Spotify, gelegentlichem iMessage, WhatsApp, Telegram Nachrichten, etwas surfen hatten wir am Abend gegen 22 Uhr noch 35-40 Prozent Akku übrig. Allerdings ist die erste Woche mit einem neuen iPhone immer etwas besonderes. Daher möchten wir uns hier noch auf keine genaueren Zahlen festlegen.
Fazit
Es gibt aktuell kein anderes kompaktes Smartphone, das es wirklich mit dem iPhone X aufnehmen kann. Zugegeben, es ist nicht perfekt, doch die Probleme sind oft nur marginal. Obwohl das neue Display wirklich atemberaubend ist, sollten sich gerade Power-User genau überlegen, ob sie nicht doch die größere Bildschirmfläche des iPhone 8 Plus bevorzugen würden. Denn oft geht einiges an nutzbarer Fläche des iPhone X verloren – durch die exotischen Seitenverhältnisse.
Das iPhone 8 Plus dürfte insgesamt wirklich der größte Konkurrent des iPhone X sein. Mit dem erprobten Design und perfekt angepassten Apps bietet es derzeit noch ein besseres Erlebnis. Wer keinen Wert auf das kompakte Design des iPhone X legt, dürfte hier also gut bedient sein. Auch die Frage nach dem iPhone X Plus nächstes Jahr sollte sich jeder selbst stellen. Wer nicht auf die Bildschirmfläche verzichten will, sollte noch ein Jahr aushalten. Dennoch: Das iPhone X ist, mal wieder, mit Abstand das derzeit beste iPhone in diesem Jahr.
Zusammenfassung
Es gibt aktuell kein anderes kompaktes Smartphone, das es wirklich mit dem iPhone X aufnehmen kann. Zugegeben es ist nicht perfekt, doch die Probleme sind oft nur marginal.
4.3
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