Huawei Mate 10 Pro im Test: Was kann das Flaggschiff mit der Leica-Linse?
Das Huawei Mate 10 Pro ist Huaweis neues Top-Modell der Smartphonesparte. Es stellt vor allem auf die Leica-Dualkamera ab und soll bei der Smartphonefotografie neue Maßstäbe setzen. Doch die Konkurrenz ist hart, denn zahlreiche Hersteller haben zuletzt sehr solide vorgelegt. Kann Huawei sich dennoch an die Spitze vorkämpfen? Wir haben uns das Huawei Mate 10 Pro angeschaut und ordnen für euch dessen Fähigkeiten und Qualitäten ein. Das Mate 10 Pro ist für ein Spitzenmodell definitiv gut ausgestattet. Es fühlt sich auch gut an und mit der USB-C-Schnittstelle macht Huawei schon einmal viel richtig. Die Spezifikationen zeigen einerseits: Das Gerät ist zeitgemäß ausgestattet und besitzt eine versierte Kamera. Andererseits wird im Benchmark klar, wo seine Grenzen liegen. Das Testgerät wurde uns von Huawei zur Verfügung gestellt.
Spezifikationen
Das Huawei Mate 10 Pro kommt mit einem Sechs-Zoll-Display, das 1.080×2.1560 Pixel auflöst. Angetrieben wird der Bildschirm von Huaweis neuer Prozessoreigenentwicklung, dem Kirin 970, einem OctaCore-Chip, dem ein für ein Smartphone riesiger Arbeitsspeicher von sechs GB zum Austoben zur Verfügung steht. Integriert sind 128 GB Speicher für eigene Dokumente und Apps, die nicht via microSD-Karte erweitert werden können. Die DualKamera besitzt eine 12 respektive 20 Megapixel-Linse, die Selfie-Cam kann acht Megapixel auflösen. Der Akku ist mit 4.000 mAh großzügig dimensioniert. Installiert ist Googles aktuelle Android-Version 8.0 Oreo. Das Huawei Mate 10 Pro besitzt die Abmessungen von 154 x 75 x 7,9 mm.
Ausgepackt und angefasst
Das Huawei Mate 10 Pro kommt in einem recht großen, dafür flachen Karton, in dem das Gerät in seiner Mulde passgenau liegt und sich anfangs kaum greifen lassen will. Beim ersten „In die Hand nehmen“ fällt auf, wie groß das Device ist. Dabei mag die Wahrnehmung des Redakteurs aber auch etwas vom iPhone X (zum Testbericht) beeinflusst sein, dass sich recht schnell ins haptische und Dimensionsverhältnisgedächtnis einprägt.
Das Huawei Mate 10 Pro ist nur ein wenig länger und breiter als das iPhone X, wirkt gefühlt aber deutlich riesiger und unhandlicher. Das liegt am großen Sechs-Zoll-Display, das allerdings nur einen schmalen Rand aufweist. Dieser Eindruck wird in Teilen durch das schöne und wertige haptische Erlebnis kompensiert. Das Mate 10 Pro von Huawei mag ein Fingerabdruckmagnet sein, fühlt sich aber in seinem Glas-Aluminium-Kleid schön an. Die Verarbeitung ist tadellos und weist kaum Spaltmaße und keine offensichtlichen Mängel auf.
Sicher ist sicher, die Oberfläche glibscht uns gern durch die Finger, wir nutzen daher die mitgelieferte Hülle aus einem wabbeligen, wenig anheimelnden Kunststoff. Im Lieferumfang findet sich auch ein USB-C-Headset, das allerdings nur am Huawei Mate 10 Pro spielt, nicht aber an anderen kompatiblen Geräten, schade. Andererseits auch kein großer Verlust, denn das Headset brilliert leider durch Plastik-Klang und eine halbherzig designte Apple-EarPods-Anmutung. Hier wird es bessere Alternativen geben.
Diese müssen allerdings an den USB-C-Port passen oder via 3,5 mm-Klinkenadapter angeschlossen werden, denn das Huawei Mate 10 Pro verzichtet auf einen separaten Audioausgang. Wer hatte diesen Trend noch gleich etabliert? Das schnelle Aufladen via USB-C geht wirklich recht schnell: Nach einer guten halben Stunde am MacBook-Netzteil war das Mate 10 Pro wieder zu 60 Prozent gefüllt.
System, Oberfläche und Performance
Beim Einschalten begrüßte uns zunächst eine englische Oberfläche des Setup-Assistenten. Erste Versuche, ein deutsches Sprachpaket zu wählen, brachen mit einer Fehlermeldung ab. Später gelang dann der Wechsel zu Deutsch ohne Probleme. Beim Einrichten verzichten wir wie gewohnt auf das Hinzufügen von Google-Konto sowie Huawei-ID und sind so recht schnell auf einem erfreulich aufgeräumten Homescreen.
Das Huawei Mate 10 Pro kommt mit den unvermeidlichen Google-Anwendungen und einigen wenigen vorinstallierten Apps wie Facebook, doch Huawei hat dem Smartphone angenehm wenig störenden Ballast mitgegeben. Das lässt mehr vom verbauten Speicher zur eigenen Nutzung frei, gut, da der microSD-Slot fehlt. Dem aktuellen Android 8.0 Oreo hat Huawei seine EMUI 8.0-Oberfläche übergestülpt. Die soll unter anderem die Einstellungen thematisch intuitiver sortieren. In unserem Test führte das zunächst nur dazu, dass wir lange dachten, das Huawei Mate 10 Pro besitze kein Display mit Always-On-Funktion. Die Einstellungen wirken auf uns alles andere als intuitiv, was teils an Huaweis Sortierung, teils aber auch an Android liegt, das dazu neigt, leicht differierende Einstellungsmöglichkeiten für die selbe Funktion an verschiedenen Stellen abzulegen.
Ein Tastaturlayout zu wechseln kann so schnell zum echten Test der Nervenstärke werden. Der Fingerabdrucksensor ist beim Mate 10 Pro auf dem Rücken untergebracht. Die Einrichtung ist etwas hakelig, der Sensor arbeitet danach beim Entsperren aber angenehm schnell. Lediglich die Position auf der Rückseite mag uns – wie bei anderen Modellen – nicht recht gefallen. Die Nutzung ist so oft etwas umständlich.
Das Display macht bei Kontrast, Helligkeit und Helligkeitsregulierung einen guten Eindruck und ist trotz OLED recht blickwinkelstabil. Wir haben einige UHD-Videos auf YouTube laufen lassen, obgleich das Display über FHD-Auflösung nicht hinauskommt. Die Clips liefen durchweg flüssig und ohne Ruckeln. Den Klang haben wir mit den Lautsprechern des iPhone X verglichen, das in diesem Test später erneut als Referenz herangezogen wird. Zwar fehlt der Stereoeffekt, da das Mate 10 Pro keinen Stereo-Lautsprecher hat, der Klang ist aber voll und ausgewogen. Eine Sitzecke lässt sich mit dem Mate 10 Pro problemlos beschallen.
Der Prozessor aus Huaweis eigener Entwicklung kommt neben CPU und GPU mit einem sogenannten NPU. Dieser Extra-Chip wurde eigens für KI-Aufgaben entwickelt und soll die Performance deutlich steigern. Wir konnten im Test nicht erkennen, wo sich diese Eigenschaft zeigt. Apple geht mit seinem A11 Bionic-Prozessor einen ähnlichen Weg, daher haben wir die beiden Geräte im Benchmark von Geekbench 4 gegeneinander antreten lassen. Das Ergebnis mag für Android-Smartphones ordentlich sein, für das Huawei Mate 10 Pro im Vergleich mit dem iPhone X ist das Resultat allerdings absolut vernichtend.
Die Kamera
Die Kamera des Huawei Mate 10 Pro soll zu den Besten auf dem Smartphone Markt gehören. Ob das Gerät dieses Versprechen einhält, haben wir uns natürlich angesehen. Damit das Huawei Mate 10 Pro zeigen kann was es drauf hat, haben wir uns für Testbilder unter erschwerten Bedingungen entschieden, wie sie im alltäglichen Gebrauch aber häufig vorkommen: Bilder bei wenig Licht im Wohnzimmer. Fotos draußen bei Sonne und strahlend blauem Himmel stellen heute keine Smartphonekameras mehr vor große Schwierigkeiten, wodurch ein Vergleich wenig aussagekräftig ist. Als Referenzsmartphonekamera haben wir uns für einen der stärksten Konkurrenten entschieden: Das iPhone X. Weiterhin tritt ein iPhone SE (zum Testbericht) an.
Schauen wir uns zunächst Bilder mit eingeschaltetem Blitz an. Hierbei fällt auf, dass sich das Huawei Mate 10 Pro auf unsere Blume konzentriert und diese gestochen scharf abbildet. Der Hintergrund ist allerdings weitestgehend schwarz. Beim iPhone SE ist der Hintergrund noch ein wenig zu erkennen. Beim iPhone X ist er ziemlich gut sichtbar. Apple hat beim iPhone X softwareseitig ein tolles Feature eingespielt. Das iPhone X nutzt eine längere Belichtungszeit für Fotos mit Blitz. Hierdurch gelangt mehr Licht des Hintergrundes auf das Bild und das Hauptobjekt wird durch den Blitz eingefroren. Das Huawei Mate 10 Pro nutzt kürzere Belichtungszeiten, sodass der Hintergrund nicht mehr zu erkennen ist. Das sorgt dafür, dass die Bilder mit Blitz beim Mate 10 Pro sehr stark nach geblitzten Bildern aussehen, beim iPhone X hingegen sehen die Ergebnisse deutlich natürlicher aus.
Im direkten Vergleich bei 100 Prozent fällt hierbei aber auf, dass das Bild des Huawei Mate 10 Pro deutlich schärfer ist, als die der beiden iPhones. Aufgrund der längeren Belichtungszeit des iPhone X verwackeln die Bilder ein wenig, der Blitz kann diese kleinen Verwackler nicht 100 prozentig ausgleichen. Das Mate 10 Pro liefert durch seine kürzere Belichtungszeit das schärfere Bild.
Wir haben das gleiche Motiv noch einmal ohne Blitz aufgenommen. Hier sehen sich die Ergebnisse des iPhone SE, des iPhone X und des Huawei Mate 10 Pro sehr ähnlich. Die Farben des Huawei Mate 10 Pro sind kräftiger, beim iPhone X sehen die Bilder neutraler aus. Im 100 Prozent-Vergleich ist deutliches Bildrauschen zu erkennen. Hierbei sind zwischen unseren drei Testkandidaten aber kaum Unterschiede auszumachen.
Zu guter letzt haben wir uns noch die Portrait-Modi der beiden Smartphones angeschaut. Einmal fällt auf, dass das iPhone X hierfür auf die Zoomkamera umschaltet und das Mate 10 Pro bei seiner Hauptkamera bleibt. Mit dem iPhone X mussten wir für den selben Bildausschnitt so zirka einen bis eineinhalb Meter zurück gehen. Das ist deutlich am Hintergrund und der Perspektive zu erkennen. Durch die weitere Entfernung zwischen dem iPhone X zur Blume, wirkt diese im Vergleich zu Hintergrund „größer“, als sie von nahem erscheinen würde. Zu erwähnen ist noch, dass beim iPhone X die Möglichkeit besteht, den Blitz zuzuschalten (diesen haben wir beim Testfoto aber nicht ausgelöst).
Das Foto des Mate 10 Pro lässt sich mit Bildprofilen anpassen, in Stufen 1 bis 10. Wir haben die Standardeinstellung (Stufe 5) eingestellt gelassen. Hierbei „optimiert“ das Mate 10 Pro das Bild softwareseitig, sodass Strukturen wie Falten und Hautunreinheiten weniger auffallen. Das geht allerdings auf Kosten der Klarheit. In der Detailansicht fällt auf, dass die Bilder des Mate 10 Pro im Bildprofil 5 weniger Bildrauschen aufweisen. Das Huawei Mate 10 Pro greift hier softwareseitig deutlich ein.
Beim Aufnehmen von Videos folgt der Fokus Bewegungen des Filmers zügig. Interessantes Detail: Der optische Zoom steht in der Videoaufnahme bei 20 Bildern pro Sekunde nicht zur Verfügung.
Die Huawei Mate 10 Pro-Leica-Kamera sieht sich den bekannten Herausforderungen von Smartphonekameras gegenüber, die bei schlechten Lichtverhältnissen noch immer recht bald an ihre Grenzen stoßen, hat aber unsere Testaufgaben gut bis sehr gut gelöst. Im Vergleich mit dem iPhone X lässt sich keine kategorische Tendenz erkennen. Beide Kameras weisen spezifische Stärken und Defizite auf, allerdings auf hohem Niveau. Das Huawei Mate 10 Pro ist definitiv eine kompetente Smartphoneknipse. Die Bilder unseres Kameratests gibt es übrigens in der Dropbox in voller Auflösung.
Fazit und Verfügbarkeit
Das Huawei Mate 10 Pro ist sowohl bei Design, als auch Performance absolut zeitgemäß. Mit den Prozessoren aus eigener Entwicklung ist Huawei auf einem Weg, der bei Apple bereits vor längerer Zeit bemerkenswerte Erfolge zeitigte. Der Weg ist allerdings kein kurzer Spaziergang, sondern mehr ein Gewaltmarsch im Gebirge und Huawei steht noch recht weit unten am Berg, doch das Potenzial ist da. Der fehlende microSD-Kartenschacht ist ärgerlich bei einem Top-Modell, so können Powernutzer rasch an ihre speichertechnischen Grenzen stoßen.
Die Leica-inspirierte Kamera überzeugte unseren kritischen Foto-Experten und ist von zahlreichen Redakteuren zurecht in die Championsleague der Smartphonefotografie eingeordnet worden. Das Huawei Mate 10 Pro ist in den Farben Titanium Gray, Midnight Blue und Mocha Brown verfügbar. Die Preisempfehlung des Herstellers liegt bei für die Ausstattungsmerkmale marktüblichen 799 Euro. Bei Amazon bestellen*.
Mit Material von Alexander Bergmann.
* Affiliate Link
Zusammenfassung
Das neue Huawei Mate 10 Pro liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem iPhone X. Vor allem bei der Kamera kristallisiert sich kein eindeutiger Sieger heraus, dennoch bleibt das neue Flaggschiff beim Performance-Test nicht ungeschlagen. Die Alternative zum teuren iPhone X? Das muss wohl jeder für sich entscheiden, immerhin ist der Preis harmonischer.
4.17
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