Das LG Stylus 2 ist ein durchschnittliches Android-Smartphone mit ein paar bemerkenswerten Zusatzfeatures. Seine Ausstattung könnte Bewegung in den deutschen Smartphonemarkt aus einer Richtung bringen, die bislang kaum jemand im Blick hat. Das LG Stylus 2 wurde erstmals auf dem Mobile World Congress 2016 einer breiteren Fachöffentlichkeit vorgestellt. Es ist ein Android-Smartphone auf dem aktuellen Stand von Hard- und Software und in jeder Hinsicht ein solides Stück Technik. Das Testgerät wurde uns von LG für den Test überlassen – vielen Dank nochmal an dieser Stelle.
Alles, was man von einem Smartphone erwartet, ist im LG Stylus 2 zu finden – und darüber hinaus noch ein wenig mehr: das LG Stylus 2 verfügt als eines der ganz wenigen Smartphones weltweit und das Einzige derzeit auf dem deutschen Markt über einen integrierten DAB+-Empfänger. Dieser ermöglicht den Empfang des neuen Digitalradios. Sollte sich dieser Standard durchsetzen, könnte es die Wiedergeburt des Radios in Deutschland bedeuten.
Das Wesentliche
Das LG Stylus 2 kommt mit der typischen LG-UX-Oberfläche, die auf einem aktuellen Android 6.0 basiert. Sie wirkt manchmal etwas zu verspielt, funktioniert aber gut.
Angetrieben wird das LG Stylus 2 von einem Qualcomm Snapdragon 410, der mit vier Kernen und einem Takt von 1,2 gHz rechnet. Er kann auf einen 1,5 GB großen Arbeitsspeicher zugreifen. Als Grafikchip ist der Adreno 306 verbaut. Intern verfügbar sind 16 GB Speicher für Apps, Musik und Fotos. Diese können via SD-Speicherkarte um bis zu 32 GB erweitert werden.
Die Selfie-Cam auf der Frontseite bringt es auf acht Megapixel. Interessantes Detail: Der 3.000 mA fassende Akku ist wechselbar ausgeführt, wie LG es ebenfalls beim LG G5 macht. Um einen Tag ohne Powerbank zu überstehen, kann diese Eigenschaft hilfreich sein.
Fast einzigartig: DAB+ integriert
Viele Android-Smartphones verfügen noch über das interne FM-Radio, das von den frühen Handys bekannt ist, so auch das LG Stylus 2. Doch darüber hinaus weist es ein bemerkenswertes Feature im Radio-Segment auf: Es kommt mit integriertem Empfang von DAB+-Kanälen. Damit ist es auf dem deutschen Markt quasi einzigartig. DAB+ könnte die Art, wie wir Radio hören verändern, wenn da nicht…
Exkurs
Was es mit DAB+ auf sich hat
Seit Jahrzehnten wird Radio größtenteils via Ultrakurzwelle (UKW) gehört. Ausstrahlungen auf anderen Wellen (Mittel,- Lang,- und Kurzwelle) war früher für Radio-Enthusiasten, Amateurfunker, Freizeitkapitäne und die Berufsschiffahrt von großer Bedeutung, spielt inzwischen aber kaum noch eine Rolle und war für den Massenmarkt ohnehin nie von Belang. Seit sich UKW in den 60ern durchsetzte und die Mittelwelle ablöste, wurden über die Jahrzehnte hunderte Millionen FM-Emfpänger verkauft. Sie sind in fast alles integriert worden, was im Unterhaltungs- und Elektroniksektor verkauft wurde. Vom Spielzeugauto bis zur Mikrowelle gab es kaum ein Gadget, das nicht in irgend einer Bauform mit einem Radioempfänger daher kam. Der Grund hierfür ist die extreme Einfachheit des Bausteins, der mit Aufkommen der Transistortechnik spottbillig und in kleinsten Ausführungen verfügbar wurde. Zudem ist der Energiebedarf sehr gering. UKW-Radio versorgt Autofahrer seit Dekaden mit Verkehrsmeldungen. Auf UKW basiert ebenfalls die Ausstrahlung von Radioprogrammen im Kabel. Zwar hat das analoge Medium im Laufe der Zeit mit RDS und dessen Erweiterungen gewisse Upgrades erfahren, die etwa Verkehrsnachrichten, Songinformationen oder kurze Zusatztexte zum Hörer brachten, doch bleibt das Medium seiner Natur gemäß begrenzt. Digitalradio kann deutlich mehr, setzt sich aber bislang nicht durch, anders als das digitale Fernsehen. Hier löst das leistungsfähigere DVB T2 gerade bereits seinen Vorgänger ab. DAB+ ist der Nachfolger des bereits Ende der 80er gestarteten DAB. Es ermöglicht mehr Programmvielfalt bei besserer Komprimierung und reichhaltigere Zusatzdienste als der Vorgänger, droht aber noch ebenso zu scheitern wie der erste Versuch digitales Radio in Deutschland populär zu machen.
Die Vorteile
Während die Programmvielfalt bei UKW durch den engen Frequenzkorridor begrenzt ist, erlaubt DAB+ ein Vielfaches an Sendern und Spartenkanälen. Diese können zudem mit deutlich größeren Reichweiten und besserer Klangqualität übertragen werden. Zudem erlaubt DAB+ Zusatzdienste wie die Übertragung einfacher Grafiken und Bilder, sowie Text, etwa Wetter- oder Verkehrsdaten. Das Potenzial des neuen Standards ist zugleich aber auch sein Problem: Während die öffentlich-rechtlichen Sendergruppen, die ARD-Anstalten und das Deutschlandradio, sehr auf DAB+ setzen und ihre Sendernetze beständig auf DAB+ auf- und umrüsten, fürchten die privaten Programmveranstalter den Umstieg. Für sie bedeutet DAB+ einerseits mehr Konkurrenz und andererseits hohe Kosten. Sie wehren sich gegen die Vorstellung, im eigenen Sendegebiet plötzlich nicht drei oder vier, sondern womöglich 30 oder 40 Mitbewerber um die Hörergunst zu haben. Außerdem scheuen sie vor den nötigen Investitionen in den Aufbau neuer Sendernetze, da sie sich hauptsächlich durch Werbung finanzieren und sich am liebsten hauptsächlich in ihrer gemütlichen UKW-Nische, sowie im Internet betätigen würden. Dessen ungeachtet ist das Potenzial von UKW längst ausgereizt und eine Ausstrahlung via Internet nicht in der Natur des Netzes, das mit seinen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen für Broadcast-Dienste im Grunde ungeeignet ist. So versuchen die Privatsender DAB+ technisch zu diskreditieren und als überholt darzustellen. Zugegeben, der Standard ist auch nicht mehr der letzte Stand der Technik, was an den endlosen Einführungsprozessen in Deutschland liegen dürfte.
DAB+ im LG Stylus 2
Zurück zum Thema, dem LG Stylus 2 mit DAB+-Empfang. Das Icon für das Digitalradio ist prominent auf dem Home Screen platziert. Der Empfang ist, wie üblich, nur mit einem angeschlossenen Headset möglich. Hierbei empfiehlt es sich, nicht auf das mitgelieferte Modell zu setzen, dazu später mehr. Das Digitalradio DAB+ verhält sich ähnlich wie das digitale Antennenfernsehen DVBT: Beim ersten Start der App führt das LG Stylus 2 einen Suchlauf durch. Der dauert keine zehn Sekunden, dann kam bei uns die Stunde der Wahrheit. Die Empfangssituation ist noch sehr uneinheitlich. In Bielefeld, wo der Test stattfand, ist der Ausbaustand nicht sonderlich weit fortgeschritten. Lediglich der bundesweite Multiplex und ein überschaubares regionales Angebot sind zu empfangen, allerdings auch nicht mit der angestrebten Endausbaustufe. Die Testsituation war also nicht optimal, das LG Stylus 2 machte hier einen guten Job. Gut 20 Sender wurden gefunden, darunter alle Radioprogramme des WDR nebst einiger Spartenableger, die Sender des Deutschlandradio, der Technosender Sunshine Live und einige Exoten.
Nicht dabei sind die NRW Lokalradios, die neben dem WDR und den Campusradios quasi das ganze Angebot im UKW-Band ausmachen. Die Betreibergesellschaft Radio NRW lehnt DAB+ ab, aus den genannten Gründen.
Der Empfang war zumeist störungsfrei und in guter Qualität. Einige Kanäle des regionalen Angebots kamen indes mit periodisch auftretenden Störungen herein, die sich, anders als im UKW, nicht durch rauschen, sondern durch deutlich unangenehmere Aussetzer bemerkbar machen. An Zusatzangeboten wurde teils ein Song-Cover, teild ein stark reduziertes Bild aus dem Studio oder ein Infotext des Senders übertragen. DAB+ kann mehr, das Potenzial wird aber nicht ausgeschöpft.
Sehr viel mehr ist zum DAB+-Modus selbst nicht zu sagen: Die Oberfläche ist funktional und lässt kaum Fragen offen. Etwas unverständlich ist, dass LG auch ein normales UKW-Empfangsteil integriert hat, dessen Bedienoberfläche ist allerdings gänzlich getrennt vom DAB+-Empfang und eher versteckt.
Eine gemeinsame Oberfläche wäre hier deutlich sinnvoller gewesen. Die Kopfhörer, die LG mitliefert, müssen als Totalausfall angesehen werden. Abgesehen vom Design, das uns nicht wirklich überzeugte, liefern sie einen dermaßen blechernen Klang ohne jegliche Höhen und Tiefen, von Bässen ganz zu schweigen, dass wohl die Meisten umgehend zum Headset ihrer Wahl greifen werden.
Den Radioempfang beeinträchtigt das nicht, wohl aber gehen die Smartphonespezifischen Steuerfunktionen verloren, wenn kein qualifiziertes Headset verwendet wird.
Der Stylus des Stylus 2
Wie auch das LG G5 kommt das LG Stylus 2 mit einem Eingabestift, der dem Device den Namen gibt. Er arbeitet mit den bekannten Tools zum Schnellerfassen von Skizzen und Notizen zusammen und macht eine gute Figur: der Stift ist solide verarbeitet, wirkt stabil und eignet sich gut für schnelle Zeichnungen oder Notizen aus dem Handgelenk.
Auch in Drittanwendungen wie dem Notizverwalter Evernote ist der Stift einsetzbar, ebenso können in der Mitteilungs-App kleine Zeichnungen erstellt werden, die dann als Bild gesendet werden können. Bei Dritt-Apps ist die Performance stellenweise nicht so rund und optimiert, wie bei den LG-Anwendungen, die ab Werk installiert sind. Der Zugriff auf diese kann konfiguriert werden, sodass das Herausziehen des Stifts wahlweise die verfügbaren Tools anzeigt oder etwa eine neue Quick-Memo-Notiz öffnet.
Fazit
Neben dem Stift und dem DAB+-Empfangsteil ist das LG Stylus 2 ein Smartphone der oberen Mittelklasse, das mit Durchschnittshardware- und Features kommt. Weder System, noch Kamera oder Display heben sich sonderlich gegen die Branchenvertreter ab. Dieser Bericht legte darum auch den Fokus auf die Möglichkeit, DAB+-Radio zu empfangen. Wenn sich die privaten Programmveranstalter hier künftig etwas beweglicher zeigen, könnte den Nutzern eine Menge Datenvolumen erhalten bleiben, das bislang für Streaming benötigt wird. Selbiges gilt natürlich in fast noch stärkerem Ausmaß für die Akkukapazität. Das LG Stylus 2 ermöglicht hier einen Blick in eine mögliche mediale Zukunft.
- Das weltweit erste Smartphone mit integriertem DAB+ Chipset & App: Digitales Radio in hoher Qualität, mit Zugriff auf eine Vielzahl von verschiedenen Sendern für kostenlose Musik, Nachrichten und Verkehrsinformationen
- Stylus Stift mit Nano-Beschichtung: Präzisere Bedienung im Vergleich zu herkömmlichen Stiften mit einer Gummispitze
- Hochwertiges Design im schicken Metallic Look und dünnem Formfaktor
- Erweiterbarer Speicher und austauschbarer Akku
- Lieferumfang: Gerät, Akku, Headset, Ladeadapter, USB-Datenkabel, Kurzanleitung
Letzte Aktualisierung am 20.03.2020, es gilt nur der aktuelle Preis, welcher direkt bei Amazon angezeigt wird. Alle Preise ohne Gewähr und ohne Versandkosten. Bilder von der Amazon Product Advertising API. Alle Links sind Affilate Links